<p>verlängert bis 11/04/13</p>

Leere Räume

Engdaget Legesse

In meiner Arbeit als Künstler habe ich in den vergangenen zwanzig Jahren verschiedene Einflüsse aufgesaugt und verarbeitet, nach dem gesucht, was meine Bilder zu dem Besten von mir selbst macht. Diese unterschiedlichen Phasen waren immer wieder von einem wechselnden Vertrauen in die Kunst geprägt.

Ich habe meine alten Bilder übermalt. Das war ein unwider­ruflicher Neubeginn ohne Vorgaben. Der Inhalt der neuen Bilder war reduziert ohne minimalistisch sein zu wollen. Gedanken, Ansprüche, Gefühle und Hoffnungen können sich in der Arbeit auch als Ballast erweisen, besonders wenn all das den Blick für eine klare Linie verstellt.

Es sind neue „leere Räume“ auf den alten Leinwänden entstanden. Ihre Vergangenheit war nicht mehr oder kaum noch sichtbar. Sie ist noch da, aber die neue Schicht hat auch Raum für neue Inhalte gespendet.

Ein Freund, der Filmemacher und Schriftsteller Leo Lindner, hat einmal geschrieben, dass trotz allen Experimentierens und verschiedener Einflüsse in meiner Arbeit doch immer meine Handschrift unverkennbar sei. Allerdings ist der eigene Stil im Prozess der künstlerischen Suche nichts, an dem man sich allein festhalten könnte oder sollte.

Von dort – meinem Malerei-Studium in Addis Abeba – bis hier – meinem Leben und Arbeiten in Berlin – bin ich als Künstler nicht nur über internationale Grenzen sondern auch über die eigenen Grenzen gegangen. Letztere entstehen immer wieder im künstlerischen Prozess. Man arbeitet sich an ihnen - mit Zuversicht und Unsicherheit zugleich - ab, bis man sie überwunden hat. Die alten Bilder, die das Beste von mir selbst sein sollten, waren überfüllt. Die „leeren Räume“ haben zunächst erst einmal einen neuen Raum geschaffen, der Platz bot für Einfachheit und Klarheit der Gedanken, der Arbeit und zum Teil auch der Form.

Die „leeren Räume“ sind ebenso veränderlich, wie eine frisch bezogene Wohnung. Es sind nicht Orte permanenter Entleerung, sondern Räume, die sich neuer Komplexität in der Räumlichkeit, in Formen und Farben öffnen. Dadurch erlauben sie in die Tiefe zu blicken und verweisen zugleich auf den Ursprung - einen „leeren Raum“ - und die Entwicklung, die sowohl Klarheit und Einfachheit als auch Verworrenheit und Kompliziertheit generieren kann.

Im Zentrum meiner Ausstellung werden Werke der Reihe „Leere Räume“ in Form von Malerei, Zeichnungen und einem oder mehreren Objekten präsentiert.