KÜNSTLERGESPRÄCH "ERINNERUNG"

Donnerstag, 17. Januar 2013, 19 Uhr

Christophe Ndabananiye, Künstler und Prof. Dr. Johannes Fabian, Kulturanthropologe

Künstlergespräch: Erinnerung

Der Künstler Christophe Ndabananiye spricht mit Prof. Dr. Johannes Fabian über „Ukumbusho“. Das Swahili Wort "Ukumbusho" bedeutet etwa „Erinnerung, die zum Denken bewegt“ oder „Erinnerungsarbeit“ und spielt in der Kunst von Christophe Ndabananiye eine zentrale Rolle. So beschäftigt sich der in der D.R. Kongo geborene und in Ruanda aufgewachsene Künstler in seiner gegenwärtigen Ausstellung "Überreste" mit seiner eigenen Identität und Geschichte als Künstler mit ruandischen Wurzeln. Mit dem Ethnologen Prof. Dr. Johannes Fabian verbindet Christophe Ndabananiye eine langjährige Freundschaft und die Freude am Gespräch. Oft unterhalten sie sich auf Swahili.

Seine Schulzeit verbrachte Chistophe Ndabananiye in Kigali, wo er damals mit seiner Familie lebte. 1991 wurde er im Alter von 14 Jahren an der Kunstschule (École d´Art de Nyundo) in Ruanda aufgenommen und studierte dort bis das Gebäude 1994 durch den Genozid zerstört wurde. Seit 1995 lebt er in Deutschland. Im Herbst 2011 ging er für mehrere Monate in seine alte Heimat Ruanda zurück. Dort suchte  er nach ehemaligen Kommilitonen und ließ sich von den Menschen vor Ort, der Landschaft, den Städten sowie der Kunst inspirieren.

Mit seinem konzeptuellen Ansatz übersetzt Christophe Ndabananiye persönlichste Erinnerungen und aktuell aufgedeckte Spuren in seine eigene Bildsprache und präsentiert sie uns in Fotografien sowie gemalten Bildern, die er mit Bootslack und Acryl in einem eigens entwickelten Verfahren mehrschichtig aufbaut.  

Prof. Dr. Johannes Fabian begann seine ethnologischen Feldarbeiten 1966 in Katanga, der Heimatregion des Künstlers. Als einer der ersten Anthropologen integrierte er das Konzept der populären Kultur in die Forschung afrikanischer Gegenwartskultur. Er untersuchte die Einflüsse von religiösen Überzeugungen, Sprache, Malerei, Theater und Arbeit in urbanen Kontexten.

Während seiner Aufenthalte in der Shaba Region in Zaire (der heutigen Demokratischen Republik Kongo), begegnete Johannes Fabian vielen Menschen, die Bildern die Eigenschaft zuschrieben, Erinnerung und Reflektion zu aktivieren. Deshalb sprach er in seinem Buch "Moments of Freedom. Anthropology and Popular Culture " (1998) von der Erinnungsfunktion ( "art of memory") und Diskussionsfunktion eines Kunstwerks.

Der Kulturanthropologe Prof. Dr. Fabian lehrte an der Northwestern University, Wesleyan University, der Université Nationale du Zaire und an der Universität von Amsterdam. Er war u.a. Fellow am Wissenschaftskolleg in Berlin und am Getty Center in Kalifornien.