Topographie de la Terreur

Dalila Dalléas Bouzar

Dalila Dalléas Bouzar widmet sich in ihrer Ausstellung „topographie de la terreur“ städtischen Räumen ihrer biografischen Stationen Berlin, Paris und Algier. Thematischer Schwerpunkt ist das Apartment als geschlossener Lebensraum, welchen sie auch mit Terror, Gefängnis oder Labyrinth assoziiert.

Das Apartment ist für die Künstlerin ein persönlicher, intimer Ort, in dem sie sich zum Einen sicher, zugleich aber auch verwundbar fühlt. Die Gebäude, in denen Dalila Dalléas Bouzar lebt und arbeitet, sind für die Künstlerin prägender Teil ihrer Biografie. Sobald ein Raum für ihr Leben bedeutend wird, setzt sich Dalléas Bouzar mit ihm auseinander - sie versucht in zu fühlen, ihn sich zu Eigen zu machen. Für die Künstlerin ist entscheidend, auszudrücken und zu reflektieren, wie sie diese Orte wahrnimmt. Apartments sind so für Dalila Dalléas Bouzar zu einer Obsession geworden. Wie in einem immer wiederkehrenden Traum befasst sie sich mit Innenräumen, um herauszufinden welche genaue Bedeutung diese für sie haben, was sie dort sucht und ob sie das, was sie finden könnte wirklich ergründen möchte.

Dalléas Bouzar zeigt in der Ausstellung „topographie de la terreur“ fiktive Grundrisse von Apartments sowie Modelle und Zeichnungen von städtischen Orten, die mit Gewalt und Unterdrückung verbunden sind. Das Apartment, welches für die Künstlerin ihre eigene Topographie des Terrors repräsentiert, verbindet Dalléas Bouzar mit der Topographie ihres aktuellen Lebensortes Berlin, dessen urbaner Raum in seiner Gesamtheit deutsche Geschichte reflektiert. In den Augen der Künstlerin ist Berlin nicht im klassischen Sinne schön wie Paris, doch durch die geschichtlichen Widerspiegelungen im Stadtbild wesentlich ausdrucksstärker, auch als ihre Geburtsstadt Algier. Die Narben des Terrors sind für die Künstlerin in Berlin ständig präsent. Sie kann und will dies nicht ignorieren. Der Titel der Ausstellung bezieht sich somit auf ihren persönlichen Terror genauso wie auf den in der deutschen Geschichte.

Dalila Dalléas Bouzars Auseinandersetzung mit dem Apartment erhält eine weitere Dimension mit der Werkreihe „Die Frauen von Algier in ihrem Gemach (nach Delacroix)“.  Darin spiegelt die algerische Künstlerin den intimen Blick zurück, den  Delacroix als westlicher, männlicher Beobachter einst auf die abgeschlossene Welt dieser Frauen wiedergab. Dalleás Bouzar hat sich diesen fremden Blick zu Eigen gemacht und eröffnet uns nun ihre Version des berühmten Bildes und damit den Blick von innen. Die Situation algerischer Frauen gleicht einem Gefängnis. Der intime Raum des „Gemachs“ bietet den Frauen jedoch zumindest innerhalb dieses abgeschlossenen Ortes die Möglichkeit zu entfliehen. Dalila Dalléas Bouzar erforscht hier zum Einen ihre algerischen Wurzeln. Zum Anderen ist diese Werkreihe eine Auseinandersetzung mit ihrer zweiten Heimat Frankreich. Indem sie als algerische Frau und Künstlerin das Werk des hochanerkannten, französischen Historienmalers Delacroix neu interpretiert, wagt sie seinen Blick zu korrigieren bzw. in Frage zu stellen und fordert damit ihren eigenen Platz in der Kunstgeschichte ein.